Vorgespräch – Analyse – Training & Therapieansätze
Diese Ausführung ist meine Persönliche Erfahrung im Umgang und Training mit Mensch und Hund. Ich gehe hier auch nicht speziell auf jede Rasse und Situation ein. Es soll einfach ein kleiner Auszug aus meiner Arbeitsweise sein. Für Verhaltensauffälligkeiten eines Hundes, egal welcher Art, spielen viele verschiedene Faktoren eine wesentliche Rolle. Bevor ich Hund und Halter zu mir einlade oder einen Haustermin vereinbare, findet immer ein ausführliches Telefonat mit dem Kunden statt. Hier lasse ich mir schildern, welche Probleme vorhanden sind. Auch Fragen werden beantwortet, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Zumeist weicht das, was der Kunde sieht und beschreibt, und das, was ich beim ersten Training sehe, voneinander ab.
Ganz besonders wichtig ist mir zu betonen, dass nicht mit Gewalt erzogen wird, und dass keine Hilfsmittel im Training eingesetzt werden, die gegen das Tierschutzgesetz verstoßen! (Leider passiert das ja heute trotzdem noch …) Sind die ersten Dinge am Telefon abgeklärt, dann kommt es zum Erstkontakt.
Gesundheit & Ernährung
Findet der Erstkontakt auf dem Hundeplatz statt, ist es mir erst einmal wichtig, dass der Hund ankommt und Vertrauen fasst. Wenn möglich läuft er dabei leinenfrei. Ich beobachte den Hund, sehr genau, während ich mich mit dem Menschen unterhalte. Stelle gezielte Fragen, kläre den Gesundheitszustand ab. Sieht der Hund optisch gesund aus? Zeigt der Hund im Gangbild Auffälligkeiten? Lahmt oder humpelt er? Sind starke Verspannungen vorhanden? Wie sieht die Ernährung aus? Denn auch eine ausgewogene Ernährung spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Aggressives Verhalten
Nehmen wir einmal das Beispiel „Leinenaggression“. Diese kann verschiedene Ursachen haben. Bei Angst und Unsicherheit ist sehr oft Angriff die beste Verteidigung. Gerade hier fehlt dem Hund oft Schutz seitens des Halters. Ebenso besteht oft keine Bindung und eine klare Führung vom Hundemensch bleibt aus. Ist der Mensch selbst unsicher oder besitzt keine Führungspersönlichkeit, übernimmt der Hund die Führung im Mensch-Hund-Gespann. Das geht natürlich nicht gut. Geht es hier beispielsweise um einen Hund mit rassespezifisch stark ausgeprägten territorialen Schutzverhalten, zeigt dieser oft Symptome von Dauerstress, da er aus der Veranlagung heraus bei sich die Verantwortlichkeit für Familie und Grundstück sieht. Mit gezieltem Training für Hund und Halter kann man Abhilfe schaffen. Hunde die unter Dauerstress stehen, schlafen sehr wenig. Das vermindert die Lebensqualität, verkürzt die Lebensdauer und sorgt beim Hund sehr oft für starke Verspannungen im ganzen Körper. Sobald der Hund vertrauen zu mir aufgebaut hat, kann ich diese Verspannungen, in ein bis zwei Sitzungen im Training lösen. Stellt man dann typengerecht und individuell das Training zusammen, baut Bindung auf und sorgt für Struktur und Auslastung, kommen die Verspannungen auch nicht wieder.
Doch Achtung: Auch ein erfolgreiches Training zur Korrektur von Aggressiven Verhaltensweisen verläuft nicht immer nur linear positiv. Denn, sobald dem „Familienbeschützer“ bewusst wird, dass er aus der Verantwortung geholt wird, versucht er, sich seine Ressourcen zurück zu holen. Denn aus Hundesicht ist er ja mit seiner Aufgabenverteilung (Lösungsfindung) gut gefahren. Hier müssen wir als Mensch konsequent bleiben und das bessere Durchhaltevermögen im Training haben!
Angsthund
Bei einem ängstlichen Hund kommt es mir in erster Linie darauf an, warum der Hund in diesem Verhalten steckt. Ist es ein ehemaliger Straßenhund der Misshandelt wurde? Oder zeigt der Hund Verhaltensauffälligkeiten wie Angst, Unsicherheit oder gar Aggression bei Autos, fremden Menschen, anderen Umweltreizen, Dingen die sich auf dem Hund zubewegen oder bei spielenden Kindern, die laut sind? Ist es vielleicht eine gespielte Angst, um Futter zu erbetteln oder auch Aufmerksamkeit? Ehemalige Straßenhunde, können absolute Experten darin sein, den Menschen um ihre Pfote zuwickeln. Oder wurde dieser Hund gar misshandelt und die Seele gebrochen …? Sind diese Fragen nach einer sorgfältigen Analyse abgeklärt, kommt es zu den ersten Therapie- und Trainingsansätzen, die meistens sehr schnelle positive Ergebnisse zur Folge haben, wie etwa Vertrauen zur Umwelt und zu seinen Hundemenschen aufbauen. Bis der Hund, der so einer Vorgeschichte erlebt hat, in seinem neuen Zuhause angekommen ist, vergehen unter Umständen 6 bis 12 Monate. Das bedeutet, dass es bis zu 6 Monate kann es dauern, bis der Hund seinen wahren Charakter zeigt (nachdem er aus dem Tierschutz übernommen wurde). Auch in so einem Fall mache ich durch behutsames Antesten eine Analyse und erstelle einen Trainings- und Therapieplan. Dieser muss stetig nach den ersten Erfolgen mit dem jeweiligen Therapie- und Trainingsstand weiterwachsen. Ein unsicherer, ängstlicher oder auch misshandelter Hund (wie auch ein Straßen-Hund), geht nicht immer in die Defensive. Er kann auch ein hohes Potential an Aggression zeigen. Um das richtig einschätzen zu können, benötigt man sehr viel Erfahrung im Umgang mit Hunden. Mensch wie Hund müssen sehr viel lernen! Und vor allem der Mensch sollte viel Geduld mitbringen! Menschen müssen wieder lernen, Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Sie sollten ihre natürlichen Instinkte wecken, die zumeist durch ihre heutige Lebensweise verkümmert sind. Wichtig ist hier noch zu erwähnen, dass man kein Mensch-Hund-Team, wie ein anderes behandeln kann. Es gibt von Fall zu Fall immer Unterschiede – sowohl im Training als auch in der Therapie.
Es folgt eine Kombination aus Einzeltraining, Gruppentraining und Therapie. In der Hundegruppe wird dem Mensch-Hund-Team das Basiswissen und -fertigkeiten beigebracht, wozu auch Kommunikation mit dem Hund, Sozialverhalten zu Artgenossen gehört und wie ich meinem Teampartner Hund die nötige Sicherheit gebe.